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AutorenbildMarkus Sommer

Die erste Behörde in Deutschland reagiert auf das Chromat-Desaster

Das Landesamt für Verbraucherschutz des Freistaates Thüringen veröffentlicht im August 2022 den Informationsflyer "Chrom (VI)-Exposition bei der Wartung und Reparatur von Turbinen und Motoren"

Warnung des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz über Chrom (VI)-Exposition bei Wartung und Reparatur von Turbinen und Motoren
Chrom (VI)-Exposition bei der Wartung und Reparatur von Turbinen und Motoren

Nun ist das eingetreten, was viele Turbinen- und Motorenhersteller aber auch die Erzeuger von Hochtemperatur-Dämmstoffen und deren angeschlossene Isolierbetriebe lange Zeit verhindern wollten:


Schwerpunktaktion (SPA) der Arbeitsschutzverwaltung gestartet


Im Rahmen des deutschlandweiten GDA-Arbeitsprogramms "Krebserzeugende Stoffe" stellt der Landesverband Thüringen folgende drei Fragen bezüglich der möglichen Entstehung der krebserzeugenden, erbgutverändernden und chronisch umweltschädlichen Chrom (VI)-Verbindung Calciumchromat (CaCrO4) bei Verwendung calciumhaltiger Hochtemperaturisolierungen und -systeme:


  1. Haben die Betreiber diese mögliche Gefahren erkannt und in ihrer Gefährdungsbeurteilung dokumentiert?

  2. Wurden externe Mitarbeiter von Service-Firmen informiert bzw. unterwiesen?

  3. Welche Maßnahmen wurden ergriffen bzw. sind geplant?


Eine einfach auszufüllende Checkliste auf dem Flyer erklärt die Herangehensweise zur Aufgabenstellung und stellt vor allem die Notwendigkeit von Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungen und gemäß S-T-O-P-Prinzip auch die Frage nach der in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) verankerten Substitutionsprüfung (Verwendung calciumfreier Hochtemperaturisolierungen und -systeme; Anmerkung der Redaktion).



Kontrolle der Ermittlungspflicht, von Schutzmaßnahmen und von persönlicher Schutzausrüstung


Weiter heißt es: "Die Thüringer Arbeitsschutzbehörde wird stichprobenartig

die Erfüllung der Ermittlungspflicht überprüfen und die auf Basis der vor Ort ermittelten Ergebnisse durchgeführten Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten

auf Wirksamkeit kontrollieren.


Zudem werden persönliche Schutzausrüstungen sowie die Dokumentation der Arbeitsschutzunterweisungen überprüft."


„Das in den Metalllegierungen der Turbinen vorhandene Chrom reagiert demnach aufgrund der entstehenden Temperaturen beim Turbinenbetrieb mit in den Isoliermaterialien enthaltenem Calciumoxid zu krebserzeugenden Chrom(VI)-Verbindungen.“

chemische Grundlage der Chromatentstehung, Beispiele für das Auftreten von Calciumchromat, Schutzmaßnahmen
chemische Grundlage der Chromatentstehung, Beispiele für das Auftreten von Calciumchromat, Schutzmaßnahmen

Chromat = Chrom (VI)


Noch immer herrscht bei vielen Betroffenen die Annahme, dass Chromate und Chrom (VI)-Verbindungen nichts gemein haben. Der Flyer beschreibt deutlich, dass Calciumchromat eine Chrom (VI)-Verbindung ist und beschreibt mit Piktogrammen die starke Giftigkeit, die Möglichkeit der Krebserzeugung und die Entstehung genetischer Effekte, die bei Kontakt oder Inhalation von Chrom (VI)-Verbindungen auftreten können.


Calciumchromat ist ein Umweltgift


Neben der Einstufung "H314 - Verätzungen und Augenschäden", "H330 - Lebensgefahr beim Einatmen", "H340 - genetische Defekte", "H350 - kann Krebs erzeugen" und "H372 - Organschädigung" sei noch darauf hingewiesen, dass Calciumchromat auch als "H410 - akut toxisch mit langfristigen Folgen für den Wasserhaushalt" eingestuft ist.


Insbesondere die letztgenannte Einstufung bedeutet, dass möglicherweise kontaminierte Isolationsabfälle als Sondermüll gekennzeichnet und fachgerecht entsorgt werden müssen und insbesondere der vorletzte Absatz des Flyers macht klar, was das ebenfalls bedeutet:


"Alle Abfälle, die während des Reparaturprozesses anfallen (einschließlich Reinigungstüchern und gebrauchter persönlicher Schutzausrüstung) müssen gesammelt werden und in einem geeigneten, verschlossenem, beschrifteten Behälter bis zur Entsorgung als Sondermüll gelagert werden."


 

Beharrlichkeit zahlt sich aus


der "offene Brief" kam aus der Redaktion von harmfuldust.com


Wie bereits im Flyer angemerkt, entstand der Flyer aufgrund eines "offenen Briefes" an die obersten Landesbehörden aus dem Sommer 2020 und dieser Brief kam von unserer Redaktion, nachdem wir uns sicher waren, dass etwas passieren muss und diese Annahme dadurch verstärkt wurde, dass insbesondere die Hersteller der calciumhaltigen Hochtemperatur-Isoliermaterialien und leider auch einige Isolierbetriebe sogar gerichtlich alles versucht haben, dass die gemachten Erkenntnisse nie an die Öffentlichkeit kommen.


Nur ein erster Schritt


Die Herausgabe des Flyers, den Sie als PDF-Datei am Ende dieses Artikels herunterladen können, ist keinesfalls das Ende unserer Bemühungen!

Wir werden nun alle anderen Landesbehörden über die ersten Aktivitäten in Thüringen informieren, damit das Bewusstsein über die Gefahren für Mensch und Umwelt bundesweit wächst und dementsprechend auch die Behörden in anderen Ländern permanent informieren.


Unsere Aktivitäten und die Anzahl der Ansichten in sozialen Netzwerken und insbesondere bei LinkedIn helfen allen Betroffenen, die jahrelang schutzlos möglichen Gefährdungen ausgesetzt waren, eine arbeitsrechtliche und unfallrechtliche Grundlage für die Zukunft zu bekommen und sollen verständlicherweise auch verhindern, dass in Zukunft die Chromatentstehung im Hochtemperatursektor verhindert werden kann, indem die bislang eingesetzten Isoliersysteme substituiert werden, damit keine schädlichen Stoffe mehr freigesetzt werden können.


Hier können Sie den beschriebenen Flyer herunterladen:


Die Homepage des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz erreichen Sie, wenn Sie auf das untere Bild klicken; auf der Internetseite des TLV müssen Sie ein wenig runterscrollen, um den abgebildeten Downloadbereich zu erreichen:



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