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AutorenbildMarkus Sommer

Warnung vor "Chrom (VI)" auf Motoren (Sommer 2020)

Aktualisiert: 13. Sept. 2021

Zwischen den coronabedingten Lockdowns im Jahre 2020, kommt die bislang detaillierteste Warnung zu "Chrom (VI)"-Ablagerungen auf Motoren frei ersichtlich und abrufbar ins Netz.


Mit dem heutigen Wissensstand stellt sich allerdings die Frage, ob die publizierten Informationen wirklich den tatsächlichen Untersuchungsverlauf aufzeigen, oder ob es lediglich ein Erklärungsversuch ist; bei näherem Hinschauen fallen dem aufmerksamen Betrachter nämlich Dinge auf, die vorsichtig gesagt, nicht ganz einleuchtend sind, zumindest nicht unter den Gesichtspunkten heutiger Erkenntnisse.


So lesen wir u. a.(maschinell übersetzt):


"..Sechswertiges Chrom kann während des Betriebs aus Quellen wie Nachrüstteilen, Wechselwirkungen mit Wartungsmaterialien und/oder bestimmten Betriebsumgebungen auftreten.


Obwohl Labortests der einzige sichere Weg sind, um festzustellen, ob sechswertiges Chrom vorhanden ist, sind gelbe Restablagerungen (siehe Abbildung unten), typischerweise in Bereichen mit großer Hitze, wie z. B. an Auspuffkrümmern oder Auspuffisolierungen, ein Anzeichen dafür, dass sechswertiges Chrom vorhanden sein könnte..."





Weiterhin heißt es (maschinell übersetzt):


"..Wenn solche gelben Restablagerungen auf dem Motor, den Motorkomponententeilen oder der zugehörigen Ausrüstung oder Verpackung gefunden werden, empfiehlt (der Motorenhersteller) , die örtlichen Vorschriften und Richtlinien sowie gute Hygiene und sichere Arbeitsverfahren zu befolgen.


Beispiele für Vorsichtsmaßnahmen sind unten aufgeführt:


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Vermeiden Sie die Entstehung von Staub in der Luft, der die gelben Ablagerungen enthält. Wenn die Entstehung von Staub in der Luft nicht vermieden werden kann, ist es ratsam, einen Gesichtsschutz oder eine Schutzbrille und ein Unterdruck-Halbmasken-Atemschutzgerät mit P-100-Patronen (oder gleichwertig) zu verwenden.


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Persönliche Schutzausrüstung tragen, um Haut- und Augenkontakt zu vermeiden. Tragen Sie schnittfeste Nitrilhandschuhe und einen Einwegschutzanzug.


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Vor dem Essen, Trinken, Rauchen oder während der Toilettenpausen Hände und Gesicht mit Wasser und Seife waschen, um das Verschlucken von gelbem Pulver zu vermeiden.


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Vermeiden Sie die Freisetzung der Restablagerungen in die Umwelt.

Alle während der Reparatur anfallenden Abfälle, einschließlich Reinigungstücher und gebrauchte persönliche Schutzausrüstung (PSA), müssen gesammelt und bis zur Entsorgung als gefährlicher Abfall in einem geeigneten Behälter gelagert werden.


Für den Fall, dass hexavalentes Chrom entdeckt wird, empfiehlt (der Motorenhersteller), alle lokalen Richtlinien zu befolgen und während des Dekontaminations- und Entfernungsprozesses die richtige PSA zu tragen..."


Es folgt eine sog. "Waschanleitung", als wenn es um die richtige Handhabung eines gekauften Kleides geht, damit dieses anschließend wieder wie neu aussieht.


Nur dass es hier nicht um die Pflege von Baumwolle oder Polyester geht, sondern um die Handhabung einer krebserregenden, teils erbgutverändernden, aber auch akut umweltschädlichen Substanz.


Es ist tatsächlich möglich, sechswertige Chromate mit Flüssigkeiten zu behandeln, die zu einer weitestgehenden Dekontaminierung führen können.


Solche Prozesse sind vorgesehen, um z. B. Schrauben, Flansche, oder ähnliche Bauteile mit Ablagerungen von Chrom (VI)-Verbindungen zu befreien.


Bei diesem Reinigungsprozess werden die belasteten Teile in eine flüssige Lösung gelegt, um nach angemessener Zeit wieder belastungsfrei verwendet werden zu können.


Wie aber stellt sich z. B. der Herausgeber der sog. "Waschanleitung" den Prozess vor, ganze Rohrleitungen, Turbolader und die diesbezüglichen Wärmedämmungen zu behandeln? Schaut man sich die Unternehmensseite an, gibt es viel zu reinigen




So verwundert es nicht, dass der Reinigungsprozess mehrere Tage dauern kann, wie es vom Herausgeber der Webseite geschildert wird, denn wir lesen weiter:


"..Der Reinigungsprozess wird wiederholt, solange der Test positiv bleibt...

...Dieser Vorgang kann je nach Motorenserie 1 bis 3 Tage dauern..."


Wir wollen unseren interessierten Lesern nicht zu nahe treten, aber wir kennen auch die Gegebenheiten "auf dem Bau".


Man muss nicht viel Phantasie haben, um zu bezweifeln, dass bei unter Zeitdruck durchgeführten Instandhaltungsarbeiten (overhauls; Anm. der Redaktion) kein Zeitfenster für solche Reinigungsarbeiten vorgesehen ist, insbesondere unter dem Aspekt, dass z. B. gemäß der Technischen Richtlinien bei Arbeiten mit Gefahrstoffen (in Deutschland: TRGS), Arbeitsräume für Arbeiten mit Gefahrstoffen nur geschulten Mitarbeitern zugänglich sein sollten und diese Räume für alle anderen Personen abzusperren wären und erst wieder zugänglich sein dürfen, wenn das Risiko nicht mehr existiert.


Legt man die Arbeitsrichtlinien korrekt aus, wäre der Motorenraum also für mehrere Tage gesperrt und somit nur für diejenigen zugänglich, die mit der Problematik vertraut sind und dürfte erst wieder freigegeben werden, wenn alles "sauber" und "sicher" ist.


Die Redaktion war erst vor einigen Tagen auf einer Biogasanlage, wo u.a. ein laut Sicherheitswarnung betroffener Motor betrieben wird. Auf unsere Nachfrage, ob es bezüglich der möglichen Entstehung von Chrom (VI)-Verbindungen auf Isolierung/Motor eine Gefährdungsbeurteilung gäbe oder gar ein vorgeschriebenes sog. "Expositionsverzeichnis"geführt wird, wurden wir nur ungläubig angeschaut.


Auch die Befragung einzelner Mitarbeiter ergab wenig aufschlussreiches; einige Mitarbeiter gaben zwar an, schon einmal etwas von diesem Problem gehört zu haben, kannten aber keine näheren Details.


Im weiteren Verlauf der Warnmeldung fallen noch folgende Hinweise auf, die im FAQ-Bereich behandelt werden:


"..Wie entwickelt sich Chrome 6?.."


"..Begünstigt wird diese Oxidationsreaktion durch eine Temperatur über 400 °C (Abgaskreisläufe) in einer oxidierenden Umgebung (Umgebungsluft). Die Anwesenheit eines Katalysators wie Calcium verstärkt die Cr-6-Bildung..."



"..Kann Cr-6 nach der Reinigung wieder auftauchen?.."


"..Zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch nicht genügend Informationen vor, um dies zu bestätigen, wir gehen jedoch davon aus, dass die chemische Umwandlung von Cr-6 weitergehen wird. Solange die Cr-6-Entwicklungsbedingungen – Temperatur, Oxidation – erfüllt sind, kann das Risiko einer Chromumwandlung bestehen bleiben..."


"..Muss das Hochtemperatur-Montagefett gewechselt werden?.."

"..Ja, ein Wechsel ist nur erforderlich, wenn Ihr Fett Calcium enthält.


Wie zuvor beschrieben, wirkt Calcium als Katalysator bei der chemischen Reaktion von Cr-6.

Der Motorenhersteller sucht nach einer kommerziellen kalziumfreien Lösung für die Hochtemperatur-Schraubenschmierung. Die Referenz dieser Fette wird so schnell wie möglich mitgeteilt. Alte Calciumfette sind zu entfernen..."


Im FAQ-Bereich finden wir auch noch den Punkt "Vorschriften"


"..Nachfolgend die offiziellen Empfehlungen:

  • Schützen Sie sich vor der Gefahr,


  • Unterschreitung des Expositionsgrenzwertes (Professioneller Expositionsgrenzwert / Kurzzeitgrenzwert),


  • Wenn technisch möglich, eine Lösung finden, um die Cr-6-Bildung zu vermeiden,


  • Gemäß dem ... Arbeitsgesetzbuch: „Wir müssen das Gefährliche durch das weniger Gefährliche und das etwas Gefährliche durch das Ungefährliche ersetzen“.."


Kurz zusammengefasst kann man also durchaus schlussfolgern, dass die in dieser Magazinreihe gemachten Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Edelstahlkörpern (Motor, Turbine, Bauteil; Anm. d. Red.), hohen Temperaturen und insbesondere Calcium (Calciumoxid; Anm. d Red.) bei der Entstehung von "Chrom (VI)" (Chrom (VI)-Verbindungen, insbesondere Calciumchromat (CaCrO4)) auch durch die Warnmeldung des Motorenherstellers bestätigt wird.


Der kritische Leser wird sich aber beim Betrachten der Seite durchaus die Frage gestellt haben, wo eigentlich die Calciumquelle auf den Bildern zu suchen ist.

Im Auslieferungszustand, bestehen die Isolierelemente nämlich aus einer Edelstahlvollummantelung, die einen Dämmstoff umschließt.


Auch ich habe das entscheidende Detail erst nach einigen Monaten, genaugenommen erst im Herbst 2020 entdeckt, als ich zum ersten Mal einen abisolierten Motor des Motorenherstellers gesehen habe bzw. auf LinkedIn ein bestimmtes Bild entdeckt habe:



Sehen Sie den Handabdruck oberhalb des roten Pfeils?

Dort wurde augenscheinlich ohne Handschuhe gearbeitet und so hatte der Servicetechniker ungeschützten Kontakt mit dem gelben "harmfuldust" Calciumchromat , aber das ist ein anderes Thema!


Dieses Bild weckte Erinnerungen an die hier beschriebene Warnmeldung, vor allem weil ich das Isolierelement gesehen habe, welches den Kompensatorbereich auf dem Ausschnittfoto ummantelt hatte und so habe ich mir das Bild des Motorenherstellers noch einmal genau angeschaut!



Im Bereich des roten Kreises sieht man, dass der Edelstahlschutzmantel vermutlich aufgrund der Vibrationen aufgeplatzt ist, das passiert aufgrund der hohen Temperaturen schon einmal, wir haben das zumindest schon oft gesehen.


Das bis dahin im Edelstahlmantel geschützte Isoliermaterial wird freigesetzt und tritt aus. Fasern der Isoliermatte legen sich auf der Edelstahlfolie oder anderen Edelstahlkörpern ab und "reagieren".


Einer der Bestandteile dieser Isoliermatte ist, Sie werden es erahnen, und zwar mit einem Masseanteil von ca. 30%-40%,


Calciumoxid (CaO)


Zum Abschluss zitieren wir noch einmal die bereits o.a. Empfehlung:


"..

  • Wenn technisch möglich, eine Lösung finden, um die Cr-6-Bildung zu vermeiden,


  • Gemäß dem ... Arbeitsgesetzbuch: „Wir müssen das Gefährliche durch das weniger Gefährliche und das etwas Gefährliche durch das Ungefährliche ersetzen“.."

.."


und werfen noch einen Blick auf folgenden Hinweis:


"..


Der Motorenhersteller sucht nach einer kommerziellen kalziumfreien Lösung für die Hochtemperatur-Schraubenschmierung. Die Referenz dieser Fette wird so schnell wie möglich mitgeteilt. Alte Calciumfette sind zu entfernen..."


Also weg mit dem Calcium!

Zumindest mit dem alten Calciumfett


Wenn also Calcium der Reaktant ist und im Fett enthalten ist und dieses ersetzt werden muss, dann würde es doch im Umkehrschluss, also bei einer calciumhaltigen Isolierung, die durchaus freigesetzt werden kann, nicht auch heißen müssen:


Der Motorenhersteller sucht nach einer kommerziellen kalziumfreien Lösung für die Hochtemperatur-Isolierung?

Alte calciumhaltige Isolierungen sind zu entfernen...



  • „„Wir müssen das Gefährliche durch das weniger Gefährliche und das etwas Gefährliche durch das Ungefährliche ersetzen““


Oder haben wir hier etwas falsch verstanden?


Alle Quellen und maschinell übersetzten Texte finden Sie hier (Original in Englisch bzw. Französisch):


https://www.eneria.fr/en/hexavalent-chromium-or-chromium-6-cr-6-on-engines/





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